Outfit Sustainability

OOTD: Fur Free Fur & Conscious Consumerism

Unterm Strich ist trotz all des Protests gegen die Pelzindustrie bisher wenig passiert: Greenwashing durch angeblich tierfreundliche Standarts in Europa und eine Deklarierungspflicht von Pelz, die oft nicht umgesetzt wird.

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Und so bleibt am Ende wieder nur der Verbraucher, der durch seine verantwortungsbewusste Haltung dazu beitragen kann, dass der Markt schwindet.

Es ist eigentlich kaum zu glauben. Seit so vielen Jahrzehnten schon ist bekannt, dass man Pelz nicht nachhaltig in großen Stückzahlen produzieren kann. Nachhaltigkeit in der Pelz-Produktion bedeutet, dass das Fell von Tieren, die in freier Wildbahn leben und zur Populations-Begrenzung von Jägern geschossen werden, in der Folge für die Modeindustrie weiterverwendet werden dürfen. Wie viele das überhaupt nur sein können, wird einem dadurch recht schnell bewusst. Und auch, dass diese Pelze ein Vielfaches dessen kosten müssten, als aus der „herkömmliche“ Produktion.

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Was als Nachhaltigkeit aber zunehmend bezeichnet wird, ist die Tierhaltung ausschließlich in Käfighaltung, die jetzt vielleicht 0,5 qm größer sind als vor ein paar Jahren. Wirklich viel geändert hat sich aber sonst nicht viel. Nach wie vor kauern zehntausende Füchse, Marder und Nerze in auf Stelzen stehenden Drahtkäfigen eng an eng. Der Kot fällt durch das offene Gitter auf den Boden. Tiere, die Einzelgänger sind, und in freier Wildbahn große Reviere haben, stehen unter enormen Dauerstress auf so engem Raum. Und dass sie monatelang nur auf Draht stehen, sorgt für Missbildungen und Entzündungen an den Pfoten. 

Nach wie vor werden dagegen im Einzelhandel Märchen verbreitet, in Europa wäre alles so viel besser im Vergleich zu den chinesischen Pelz-Farmen. Anders ist vielleicht die Art der Tötung: In Europa werden Füchse durch Stromstöße in Maul und After getötet, bzw. werden sie vergasst. Sehr viel ethisch korrekter als sie wie in China so oft bei lebendigem Leib zu häuten. Bravo, europäische Nachhaltigkeit!

Wer sich durch Bilder einen aktuellen Eindruck verschaffen möchte, wie die europäische Pelzproduktion aussieht, dem empfehle ich folgenden kurzen Beitrag von DasDing.de, 11.Oktober 2017

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Auch recht aktuell ist mein kürzliches Shoppingerlebnis bei Prada / Kudamm Berlin: Reihenweise hängen hier nach wie vor Pelze aller Art und auf Nachfrage, woher der Pelz stammt, versichert die freundliche Angestellte: „Nein, nein, das ist alles ganz tierfreundlich, entsprechend der Bestimmungen, aus Nordeuropa.“ Und so träumt der Konsument von nordischen Fichtenwäldern, während er mit den Händen über das weiche Fell des kleinen Fuchses am Kragen der Daunen-Steppjacke streicht.

Lynx anti-fur poster 1984

Dass die Realität ganz anders aussieht, müssen Tierschutz-Organisatoren Jahr für Jahr wohl auf ein Neues beweisen. Und ich frage mich tatsächlich, wie blöd sind eigentlich wir Konsumenten? Leiden wir an Alzheimer oder ist es bloße Rücksichtslosigkeit, dass jährlich das allgemeine Vergessen einsetzt?

Warb doch bereits in den 70ern Brigitte Bardot als eine der Ersten Öffentlichkeitswirksam gegen das Tragen von Pelz – zahlreiche Kampagnen und zahlreiche Promis folgten. Und trotzdem sind wir heute keinen Schritt weiter?

Natürlich gibt es immer wieder auch Labels, die den Ausstieg aus der Pelzindustrie verkünden. Oder von vornherein komplett darauf verzichten. Auch große Onlineshops wie Net-A-Porter bieten keine Artikel mit echtem Pelz an. Doch bisher hieß der Verzicht auf Pelz oft auch ein Verzicht auf Umsatz.

Dass Gucci kürzlich im Oktober 2017 bekannt gab, ab der Frühjahr-Kollektion komplett auf Pelz zu verzichten, wurde in den Medien gefeiert als wichtiger Meilenstein in der NoFur Debatte. Denn Gucci gilt als Vorreiter und hoffentlich Trend setzend in diesem Bereich. Aber aus ethischen Gründen glaubwürdig finde ich diesen plötzlichen Sinneswandel von Gucci-Chef Marco Bizzarri nicht so ganz. War er doch derjenige, der 2015 das Känguru-Fell in den Gucci Loafern als absoluten Massentrend verbreitete. Und in wie vielen Bildern wurde dieser Fell-Loafer überall geteilt – es gibt wenig Schuhe, die so populär waren wie diese. Wieviel ethische Substanz dieser Sinneswandel bei Gucci also hat, ist eher fraglich. Bleibt noch zu hoffen, dass Fur-Free vielleicht zumindest als Werbeimage positiv besetzt ist und man entsprechend markenförderlich in der Presse erwähnt wird.

Unterm Strich hat sich in den letzten Jahren weder im grausamen Alltag auf den Pelzfarmen noch auf den Kleiderstangen in den Kaufhäusern wirklich etwas verändert. Greenwashing durch angeblich tierfreundliche Standarts in Europa und eine Deklarierungspflicht von Pelz, die oft nicht umgesetzt wird. Von den Importen ganz zu schweigen, die doch noch aus China stammen. Eine Herkunft nachweisen lässt sich alleine anhand des Pelzes nämlich leider nicht. Und so bleibt – wenn entsprechende Pelzverbote ausbleiben – am Ende wieder nur der Verbraucher, der durch seine verantwortungsbewusste Haltung dazu beitragen kann, dass der Markt schwindet. 

 

Und was sehen wir in den sozialen Netzwerken? Eine Chiara Ferragni, die in den Instagram Stories mit einem neuen Louis Vuitton Fuchsschal den Aufzug betritt, zusammen mit ihrer kleinen französischen Bulldogge Mathilda, und freudig verkündet: „Mathilda, matching outfits today!“. Der #nofur Shitstorm ließ an dieser Stelle zum Glück nicht lange auf sich warten.

Es sind so oft die Frauen, die selbst Schoßhündchen halten und „über alles lieben“, sich dann aber den ganz dicken Foxy Pelzmantel überhängen, ohne einen Hauch schlechten Gewissens. Ich könnte an dieser Stelle wirklich nur kotzen über so viel scheinheilige Tierliebe. 

Dabei ist die ganze Debatte doch längst überflüssig seitdem es Hightech Fur gibt. Der ist täuschend echt und wird neben den synthetischen Fasern mit Wolle, Alpaka und Mohair vermischt. Dieser Premium Fake Fur steht echtem Pelz rein optisch und auch haptisch in nichts nach. Außer, dass er zudem in der Herstellung im Gegensatz zum echten Pelz kein Formaldehyd benötigt. Echte Pelze sind nicht nur unethisch und tierverachtend, die chemische Behandlung in der Fertigung ist ein weiterer umweltbelastender Prozess. Und dann tragen wir die Chemie nah auf der Haut, oft direkt am Gesicht. 

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Bis zum absoluten Pelzverbot, wie zum Beispiel in West Hollywood seit 2011 sind es wohl noch einige Jahre. Und daher bleibt im Moment nur der Pelzkonsum-Boykott. Augen auf heißt es jetzt also beim Wintermantel-Kauf, denn in Einzelfällen wurde sogar echter Pelz als Fake Fur angeboten. Gerade aus China stammender Pelz ist derart billig, dass sich echter Pelz nicht mehr im Preis widerspiegelt.

Am einfachsten erkennt man den Unterschied von Fake und Echtpelz in der genauen Betrachtung: Pustet man auf den Pelz, biegt sich echtes Haar mehr und bildet natürliche Bahnen. Kunstfell ist etwas steifer und öffnet sich beim Daraufpusten nur stellenweise. Noch besser erkennt man den Unterschied, wenn man sich die Basis des Fells ansieht. Bei Echtpelz ist das Haut, bei Fake Fur sieht man Gewebe. Wer wirklich Wert darauf legt, keinen Echtpelz zu kaufen, wird feststellen können, um was es sich handelt. 

Mein Schal ist natürlich kein Echter Pelz, sondern von H&M und wahnsinnig weich. Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, was er mit gutem Gewissen trägt – aber ganz grundsätzlich ob gut imitierter Fake Fur oder Echtpelz: In der Berliner U-Bahn muss man tatsächlich damit rechnen, einen Farbeimer oder ähnliches darüber geschüttet zu bekommen. So asozial das auch wiederum ist, manch einer braucht vielleicht wirklich eine kalte Dusche, um wach gerüttelt zu werden.

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